Geocaching, Geocaches und Geocacher

Anmerkung

Bei diesem diffizilen Thema mag vorab eine kurze, ausnahmsweise persönliche, Einleitung zu meiner Person und meinen bisherigen Berührungspunkten zum Geocaching angebracht sein. Ich befasse mich seit langem mit unterirdischen Anlagen und speziell mittelalterlichem Bergbau, und der Schutz derselben liegt mir besonders am Herzen. Man verzeihe mir von daher, sollte ich mich übermäßig aufregen oder mich im Ton vergreifen. Mir ist durchaus bewußt, daß es sicher viele Geocacher gibt, die ihr Hobby bedacht und zerstörungsfrei ausüben. Um diese geht es hier nicht.

Ich muß zugeben, daß meine bisherigen Begegnungen mit Geocaching und Geocachern nicht unbedingt unter einem guten Stern standen, speziell, was den Schutz mittelalterlicher (und, nun ja, modernerer) Bergwerke und Bergbaurelikte allgemein angeht. Als Beispiel hierfür mögen Begegnungen in der Realität dienen, wie etwa der freundliche Geocacher am Schönberg, der sich nur mit Gewalt vom Herausreißen eines Souvenirs hätte abhalten lassen, wie auch Erfahrungen im nicht so Realen[1]. Wie vielleicht erwähnt habe ich es ja mit Bergwerken; manche meiner Bekannten haben es allerdings eher mit Geo- oder Biotopen und reißen daher andere Sprüche[2].

Ein besonders krasser Fall der Zerstörung

Mit einem besonders krassen Fall habe ich hingegen durchaus meine Probleme. Es geht hier um die sogenannten Linglelöcher, Teile eines besonders geschützten,auf das 12. Jahrhundert dateierenden mittelalterlichen Bergbaurevieres, dessen besonderes Merkmal neben einer prächtig ausgehauenen oberflächlichen Radstube (dem sog. Eselsbrunnen) aus zwei gut erhaltenen mittelalterlichen Schächten besteht, die untypischerweise noch relativ unzerstört und wenig verfüllt sind. Um es deutlich auszudrücken: Nicht nur diese Schächte, sondern das ganze Gebiet stehen als besonderes Kulturgut unter unbedingtem Denkmalschutz.

Geocache im Internet

Um eben jenes mittelalterliche Bergbaugebiet dreht sich ein Geocache, der auf einer offensichtlich recht beliebten Geocachingseite [3] zu finden ist [4]. Beginnt es noch recht harmlos mit einem Lippenbekenntnis ("Der hier zu findende sog. "Eselsbrunnen" und das umliegende Gebiet gilt unter Kennern als eines der am besten erhaltenen Zeugnisse mittelalterlichen Bergbaus im Schwarzwald. Der Eselsbrunnen als schützenswertes Denkmal im Baden-Württembergischen Denkmalbuch eingetragen und unterliegt somit den Denkmalschutzbestimmungen.", ebenfalls siehe 4), wird es recht schnell herb, sehr herb.

Zitat: "Von hier aus beginnt der interessanteste Teil der Wanderung, bei dem ihr eure frisch erworbenen montan-archäologischen Kenntnisse selbst im Gelände testen könnt". Hier verläuft die Cachetour zu den oben genannten zwei Schächten. Man fragt sich dann, wie wohl der Umgang damit aussehen mag, obige Lippenbekenntnisse ("... schützenswertes Denkmal ...") noch im Ohr.

Da wir nichts besseres zu tun haben ...

Wie geht man also mit solchen selten gut erhalten mittelalterlichen Schächten um?

Die Antwort ist wohl klar. Man wirft Steine hinein:

"Da wir nichts besseres zu tun haben, testen wir die Tiefe des Schachtes, in dem wir messen, wie lange ein Stein braucht, bis er unten aufschlägt und bestimmen damit den Wert von D."

 

Originalausschnitt, Quelle ebenfalls <link #1287>4</link>. Enthalten in [<link #1303>6</link>], Teil 4.
Geocacher Vandalismus Denkmalschutz Mittelalter Bergwerk

... und sicher nicht bloß einen, weil man ja die Sekunden zählt, und das muß man ja mehrmals tun, um sicher zu gehen. Und natürlich muß jeder Steine reinwerfen, weil man ja in der Gruppe da ist. Große Steine sind sicher noch eindrucksvoller, oder was da eben sonst noch im Wald herumliegt.

Zur Klarstellung:

Das geht natürlich überhaupt nicht!

Es mag sein, daß es manchen vorkommt, als ob ein Stein keinen besonderen Schaden anrichten könne. Man bedenke, welche Geschwindigkeit ein fallender Stein nach, sagen wir, 40 m Fallstrecke erreicht, und welche Schäden ein solcher Stein an den Schachtwänden und beim Auftreffen anrichten kann. Zudem handelt es sich ja nicht um einen einzigen Stein, sondern um viele (und wer weiß, was sonst noch so alles). All das sammelt sich schön unten an und verfüllt den Schacht und angehende Stollen, zusammen mit dem, was von den Schachtwänden und -absätzen im Fall abgeschlagen wird. Man möchte auch gar nicht an arme Montanarchäologen und Bergwerksforscher denken, die sich etwa beim Aufseilen unter Steintrommelfeuer wiederfinden - ich habe Zweifel, ob etwa mein Helm einen soliden Brocken nach 30 m Fallstrecke aufhalten würde.

 

Kurz gesagt: Ich nenne das mutwillige Zerstörung einer archäologisch geschützten Stätte!

Was also tun?

Es fällt mir schwer, dieser Zerstörung einfach zuzuschauen. Ich halte es nach wie vor für möglich, daß die Leute an sich guten Willens sind. Ich nahm mir also die Mühe, die Betreiber der Internetseite geocaching.com anzuschreiben, und sie darauf hinzuweisen, daß sie einen Geocache bewerben, der nicht nur direkt und unmittelbar zerstörend auf ein äußerst schitzenswertes Relikt mittelalterlicher Bergbaukunst einwirkt, sondern direkt im Widerspruch zu deutschem Denkmalschutzrecht steht. Ich benutzte also am 4.2.2014 das Kontaktformular[5], um den Seitenbetreibern eine Nachricht mit der Aufforderung zur Aktion zukommen zu lassen:

Good evening,

 

I do take some issue with a cache hosted at geocache. Let me elaborate:

The cache in question is here: www.geocaching.com/geocache/GCNPH6_silberrausch-im-schwarzwald-ii

 

This cache goes around a medieval mining site. As the author himself says: "... das umliegende Gebiet gilt unter Kennern als eines der am besten erhaltenen Zeugnisse mittelalterlichen Bergbaus im Schwarzwald. Der Eselsbrunnen als schützenswertes Denkmal im Baden-Württembergischen Denkmalbuch eingetragen und unterliegt somit den Denkmalschutzbestimmungen." Translated this means in short that this site is protected by German law.

 

Then, later, the author invites fellow cachers to "Da wir nichts besseres zu tun haben, testen wir die Tiefe des Schachtes, in dem wir messen, wie lange ein Stein braucht, bis er unten aufschlägt" ("As we have nothing better to do, we throw a stone down a shaft and test how long the stone takes to fall").

 

The author invites to destroy a mediaeval archaeological site by throwing stones into it. I am greatly annoyed by that, taking great interest in local sites of mining archaeology. Besides of that it is, as said, a breach of German law.

 

Well, I would be pleased if you request the author of this cache to cease destroying archaeological sites by throwing stones into them, and to obey german laws protecting them.

 

Best regards,

Christian Rößler

Reaktion?

Daraufhin bekam ich einen Tag später eine Antwort, die mich zuerst hoffen ließ:

Date: Wed, 5 Feb 2014 11:15:31 -0800

To: chr_rossi@kartan.de

From: Geocaching HQ Support <contact@groundspeak.com>

Subject: RE: Update on Your Request {450702}

Message-ID: <3400c25d942fbcbc3089c7f64a4fbead@support.groundspeak.com>

 

## Reply ABOVE THIS LINE to add a note to this request ##

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Hi Christian, Thank you for writing in to the Appeals Team with your concerns regarding this geocache. We will review the cache as a team and assess the situation. Best Regards, Jayme Hewitt

Community Volunteer Support Coordinator Winter is a great time to get together with friends and solve some puzzles, find a local event, or show off your new cozy scarf. Smileys await!

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[Hi Christian, danke für's Anschreiben des Beschwerdeteams mit deinen Bedenken bezüglich dieses Geocaches. Wir werden den Cache als Team anschauen und die Situation einschätzen. Mit freundlichen Grüßen, usw. usf.]

Und dann ...

... passierte nichts. Eine Woche nichts, zwei Wochen, drei Wochen, einen Monat. Er und sein Team hatten wohl keine Gelegenheit oder eher keinen Willen, da etwas zu tun. Es mag auch sein, daß es den Betreibern von geocaching.com scheißegal ist, welche Denkmäler irgendwo weit weg auf der Welt da plattgemacht werden.

Also nochmal.

Also schrieb ich nach Ablauf ungefähr eines Monats erneut, diesmal (wohl verständlicherweise) etwas gesäuerter, da ich nicht gewillt bin, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen:

| From: Christian =?ISO-8859-1?Q?R=F6=DFler?= <chr_rossi@kartan.de>

| To: Geocaching HQ Support <contact@groundspeak.com>

| Reply-To: chr_rossi@kartan.de

| Subject: Re: Update on Your Request {450702}

| Date: Tue, 11 Mar 2014 23:46:04 +0100

| Message-ID: <1986357.0WSxA7nslg@njala>

 

Am Mittwoch, 5. Februar 2014, 11:15:31 schrieben Sie:

 

Good evening,

> Hi Christian, Thank you for writing in to the Appeals Team with your

> concerns regarding this geocache. We will review the cache as a team

> and assess the situation.

Now a month has passed without any further reaction of yours (or your

team), so I am starting to wonder whether you even care. I also notice

nothing has changed on the caching site in question.

 

Again: Please note this cache vandalizes an outstanding mediaeval mining

site, which is protected explicitly by german Denkmalschutz (monument

protection) law.

 

So, I ask again - will you do something?

 

Regards,

Christian Rößler

Und seitdem?

Nichts, niente, Schweigen im Walde und das Geräusch zirpender Grillen.

 

Ich kann daraus nur schließen, daß es die Seitenbetreiber tatsächlich nicht interessiert, welche Flurschäden ihre Caches so anrichten. Ich hatte tatsächlich gehofft, daß die Betreiber dieser Geocachingseite sich mehr Gedanken über die Auswirkungen ihres Hobbys und die Verträglichkeit desselben im Bereich des Natur-, Biotop- und Denkmalschutzes machen. Oder wenigstens darüber, daß dieser Ärger mit einem Geocache der Reputation des Geocachings nicht guttun wird.

Erneut: Was tun?

Ich habe genug davon, an Wände zu reden. Ich bin der Meinung, daß sich hier nur etwas bewegt, wenn ich diese Zerstörung eines mittelalterlichen Bergbaudenkmals im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten öffentlich mache. Ich gebe zu, daß ich diese Dokumentation hier auch mit dem Ziel erstellt habe, Druck auf die Seitenbetreiber auszuüben.

Bitte um Mithilfe!

Ich bitte daher nicht nur geschichtlich und naturschützerisch Interessierte, sondern auch und besonders Geocacher darum, sich ebenfalls bei den Betreibern der Seite geocaching.com zu beschweren. Nennen Sie dabei den sog. Geocache "Silberrausch im Schwarzwald II", www.geocaching.com/geocache/GCNPH6_silberrausch-im-schwarzwald-ii. Bitte schreiben Sie dazu die Emailadresse des "Geocaching HQ Support" contact@groundspeak.com an oder benutzen Sie das Kontaktformular der Seitenbetreiber. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir eine Kopie Ihrer Email zukommen lassen würde. Auf Wunsch veröffentliche ich diese gern ebenfalls.

Anmerkung: Ich habe die Geocacheseite, um die es hier geht, in Form von Bildschirmschnappschüssen unter [6] dokumentiert.

 

 

Nachtrag

Da immer noch keine Reaktion des Seitenbetreibers kam, habe ich am 17.3.2014 eine weitere Mail gesandt:

Von: "Christian Rößler (Roessler)" <chr_rossi@kartan.de>

An: Geocaching HQ Support <contact@groundspeak.com>

Datum: Heute 11:45:07

Am Mittwoch, 5. Februar 2014, 11:15:31 schrieben Sie:

 

Good evening,

 

> Hi Christian, Thank you for writing in to the Appeals Team with your

> concerns regarding this geocache. We will review the cache as a team

> and assess the situation.

 

Another week has passed without any reaction from yours, neither to my

first message nor to second. Again I notice nothing has changed on the

caching site in question.

 

As said, this cache vandalizes an outstanding mediaeval mining

site, which is protected explicitly by german Denkmalschutz (monument

protection) law. You do nothing, causing further destruction of this site.

 

I kindly ask you to cease furthering that destruction. Please close this

cache.

 

Please take note I have documented this case. I will do anything I can to

tell other people about it. Think of the reputation of geocaching, at

least!

 

Regards,

Christian Rößler

 

PS. In case you have lost my first message, dating from the 4. February

2014, here it is again: [Text der ersten Nachricht, siehe oben]

 

 

 

Quellen / Nachweise:

[1] Siehe dieses Beispiel, jaja, ist schon lange her.

[2] "Geocaching ist eine neuartige Methode zur besonders effektiven Zerstörung von Naturschutzgebieten". Quelle: Stupidedia.

[3] Es handelt sich um die Seite geocaching.com.

[4] Dieser Geocache nennt sich "Silberrausch im Schwarzwald II", Quelle.

Nachricht Kontaktformular
Zerstörendes Geocache Anfrage geocaching.com

[5] Bildschirmschnappschuß des Formulars zur Absendung - Anklicken zum Vergrößern.

[6] Sicherung / Dokumentation der zerstörenden Cacheseite "Silberrausch im Schwarzwald II".

Teil 1
Geocaching Geocacher Vandalismus Linglelöcher
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5