Experimentelle Archäologie

[Bergeisen] - [Silberschmelze]

 

Die Beschäftigung mit nicht nur unterirdischer Geschichte bringt naturgemäß viele Fragen mit sich. Einige dieser Fragen können durch simples oder weniger simples Archivstudium geklärt werden, manche auch durch gründliche Anschauung sichtbarer Relikte.

Viele Fragen bleiben jedoch offen, sei es, daß die Interpretation der Restspuren zu sehr im Nebel wabert, sei es, daß über die Jahrhunderte zu viele Archivmaterialien verloren gingen, sei es auch, daß die Aussage vorhandener Dokumente aus dem einen oder anderen Grund absichtlich ungenau oder gar direkt falsch ist.

Nicht zuletzt gingen viele vor Jahrhunderten als selbstverständlich angesehene und so nicht erwähnte Kenntnisse und Methoden „drumherum" verloren, so daß die tatsächliche Ausführung geschichtlicher Techniken im Dunkel bleibt.

Welche Fragen stellen sich - vorher, zwischendurch ...

Beispielsweise: Irgendwann wurden nicht mehr nur die von Hand trennbaren Erzbestandteile (Scheiderz) genutzt, sondern auch nach Zerkleinerung und Waschung die feiner verteilten Anteile (Pocherz).

Klar, das konnten schon die alten Ägypter und Griechen (siehe etwa Lavrion), aber wie sah es damit hier bei uns im Mittelalter aus? Wurden Techniken zur Erzwäsche evtl. schon weit vor Agricolas Zeiten (wieder-)entwickelt, und falls ja, mit welchen Methoden?

Welche denkbaren Methoden funktionieren überhaupt, mit welchen Mitteln und in welchen Schritten? Was für Probleme ergeben sich dabei, und wie können diese im Rahmen mittelalterlicher Möglichkeiten gelöst werden? Wenn eine vermutete Technik funktioniert, welche Anhaltspunkte können abgeleitet und womöglich anhand von Spuren überprüft werden?

... und vor allem hinterher?

Um bei dem Beispiel des Erzwaschens zu bleiben: Wenn sich anhand ausgeführter Erzwaschversuche herausstellt, daß die Effizienz durch einfache Siebung stark gesteigert werden kann, kann dann angenommen werden, daß womöglich tatsächlich gesiebt wurde? Wenn ja, wie sähen einfache mittelalterliche Siebe aus? Nehmen wir etwa an, daß ausreichende Siebe zB. aus Weiden geflochten werden konnten, welche Spuren könnten solche Weidensiebe an welchen Orten hinterlassen? Würden tatsächlich solche Siebspuren an passenden Orten gefunden werden, würde sich dann die Interpretation derselben ändern?

Das Beispiel mag nicht perfekt sein; wesentlich ist, daß sich überhaupt erst durch das Ausprobieren viele wichtige Fragen stellen.

Bergmannskleidung
Erzrutsche
Pocherz auf Sieb
Experimentelle Archäologie Erz Pocherz Sieb